US Arbeitsmarkt im Januar sanfter als erwartet
- 9. Feb.
- 5 Min. Lesezeit
Highlights
Stellenzuwachs schwach
Arbeitslosenquote niedriger als erwartet
Zuwachs im durchschnittlichen Stundenlohn

Die Gesamtzahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg im Januar um 143.000 und lagen damit unter den Erwartungen von 170.000.
Im US Arbeitsmarkt kam es zu Beschäftigungszuwächsen im Gesundheitswesen, im Einzelhandel und in der Sozialhilfe. Im Bergbau, in der Gewinnung von Steinen und Erden sowie in der Öl- und Gasförderung kam es hingegen zu Beschäftigungsrückgängen.

Im Gesundheitswesen wurden im Januar 44.000 neue Stellen geschaffen, mit Zuwächsen in Krankenhäusern, Pflege- und Wohneinrichtungen und häuslichen Krankenpflegediensten.
Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel stieg im Januar um 34.000. Zuwächse gab es im Einzelhandel mit allgemeinen Waren und im Möbel- und Einrichtungshandel. Im Elektronik- und Haushaltsgerätehandel gingen 7.000 Stellen verloren.
Beschäftigung im öffentlichen Dienst stieg im Januar weiter.

Die Zahl der Beschäftigten in der Bergbau-, Steinbruch- und Öl- und Gasförderungsbranche sank im Laufe des Monats um 8.000. Im Januar konzentrierte sich der Arbeitsplatzverlust auf unterstützende Tätigkeiten für den Bergbau.
In anderen wichtigen Branchen gab es im Laufe des Monats kaum Veränderungen bei der Beschäftigung, darunter Bauwesen, Fertigung, Großhandel, Transport und Lagerhaltung, Information, Finanzdienstleistungen, professionelle und geschäftliche Dienstleistungen, Freizeit und Gastgewerbe sowie andere Dienstleistungen.

Die Arbeitslosenquote lag mit 4,0 Prozent unter den Erwartungen von 4,1 Prozent.
Im Januar stieg der durchschnittliche Stundenlohn aller Beschäftigten in privaten Nichtlandwirtschaftsbetrieben um 17 Cent oder 0,5 Prozent auf 35,87 Dollar.
Fazit
Der Arbeitsmarktbericht am Freitag war ziemlich neutral.
Einerseits deuten die schwächeren Beschäftigungszahlen auf einen schwächeren Arbeitsmarkt hin, andererseits die fallende Arbeitslosenquote auf einen stärkeren Arbeitsmarkt.
Arbeitslosenquote: 4,0% = positiv
Beschäftigungsänderung: 143.000 = negativ
Einkommensänderung: 0,5% = positiv
Im letzten FOMC Meeting sagte Fed Chef Jerome Powell, dass der Arbeitsmarkt im Gleichgewicht sei, er aber keine weitere Schwächung wolle.
Von der Reaktion her, scheint der Markt erleichtert, dass der Bericht nicht allzu toll ist, aber gleichzeitig keine Rezessionsangst besteht, weil die tatsächliche Arbeitslosenquote gesunken ist.

Wie bereits schon im letzten Artikel angeschnitten wird sich die Politik von Trump auf beide Seiten des Doppelmandats (Preisstabilität und maximale Beschäftigung) der Fed auswirken.
Arbeitsmarkt
Negative Nettoeinwanderungsströme und die radikalen Arbeitskräftekürzungen des Department of Government Efficiency (DOGE) werden Abwärtsdruck auf die Beschäftigung ausüben.

Laut einem Bericht von Reuters haben bereits über 65.000 Bundesangestellte die Abfindungsangebote im Rahmen eines Plans von Präsident Donald Trump angenommen.
Wenn die Trump-Regierung ihr Ziel erreicht, 5 bis 10 Prozent des Personals abzubauen, werden mehr als 100.000 Menschen die Bundesbelegschaft verlassen. Es wäre die mit Abstand größte Entlassungswelle in der Geschichte der USA.
Nachdem die Abfindung um die 8 Monatsgehälter betrifft, werden sich die Auswirkungen wahrscheinlich erst um September/Oktober bemerkbar machen.
Ob die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt durchweg negativ oder doch gedämpft ausfallen, hängt davon ab wie viele von den entlassenen Bundesangestellten in dieser Zeit einen neuen Job finden bzw. sich tatsächlich auf die Suche danach begeben.
Preisstabilität
Bis sich die Auswirkungen des Personalabbaus auf den Arbeitsmarkt bemerkbar machen, wird sich der Fokus mit Blick auf die Zollpolitik auf die Preisstabilitätsseite (Inflation) verschieben.
Das Hauptnarrativ wird sein: Zölle wirken inflationär. Aber tun sie das wirklich?
Die unmittelbare Auswirkung von Zöllen ist eine einmalige Erhöhung der Preise für importierte Waren, also nicht inflationär.
Wer diese Kosten trägt, ist was zu einer breiteren Inflation führen kann und hängt davon ab, ob...
betroffene Unternehmen eine ausreichend große Margen haben und die Mehrkosten übernehmen können/wollen, ohne den Preis für den Verbraucher zu erhöhen
betroffene Unternehmen die Mehrkosten mit den Verbrauchern teilen werden
betroffene Unternehmen die Mehrkosten komplett an die Verbraucher weitergeben
Welche Entscheidung die Unternehmen treffen, hängt davon ab, ob ihrer Produkte unverzichtbar sind und welche Toleranz der Verbraucher dafür hat.

Die Fed selbst hat laut eigener Aussage im FOMC Meeting noch keine Ahnung, wie sich die Zölle auswirken werden, da es offensichtlich ein sehr komplexes Thema ist.
Auswirkungen auf den Markt
An meinen Auswirkungen auf den Markt hat sich relativ wenig geändert - im Gegenteil einige Sachen sind bereits eingetreten bzw. angekündigt worden. Es lohnt sich immer einen Blick auf die Vergangenheit zu werfen.

Ich könnte mir einen ähnlichen Verlauf wie in 2018 mit folgenden Ereignissen vorstellen:
Kurzfristig (1-4 Monate)
Zölle gegen China, Japan, EU, Vietnam, Südkorea
Erneute Zollverhandlungen mit Mexiko und Kanada
Senkung des Ölpreises zur Bekämpfung der Inflation (Saudis, Venezuela)
Man kann von Donald Trump halten was man will, aber er ist ein brillanter Geschäftsmann und wird dies auch weiter den Verhandlungen mit den anderen Ländern ausspielen.
Ein Beispiel dafür, der Austausch zwischen Trump und Venezuelas Maduro. Während medial hauptsächlich die Deportationen und der Gefangenenaustausch aufgegriffen wurden, war meiner Meinung nach die Energiepolitik der Hauptfokus.
Viele wissen vielleicht nicht, aber Venezuela verfügt mit Schätzungen von rund 300 Milliarden Barrel über die weltweit größten nachgewiesenen Ölreserven.
Zufall, dass diese Gespräche kurz vor einer Zollankündigung gegen Kanada, das etwa 60 Prozent der US-Rohölimporte ausmacht, stattfindet?

„Ich hänge nie zu sehr an einem einzigen Deal oder Ansatz … Ich halte viele Bälle in der Luft, weil die meisten Deals platzen, egal wie vielversprechend sie zunächst erscheinen“ - Donald Trump, The Art of the Deal
Während dieser Phase erwarte ich einen unruhigen Markt, bei dem die Zollverhandlungen jeweils kleine Einbrüche an der Börse verursachen werden – die aber nur kurzlebig sein werden.
Mittelfristig (5-7 Monate)
Ende des Ukraine-Kriegs – Deal für die USA über seltene Erden, um Vergeltungszölle von China auszugleichen
Erneute Zollerhöhungen und Verhandlungen
Lösung für die Schuldenobergrenze
Senkung der Unternehmenssteuer
Wenn Trump einen Hebel gegenüber gewissen Ländern hat, wird er diesen in seinen Verhandlungen weiter ausnutzen. Ab einem gewissen Punkt werden die Länder dieses Spiel aber nicht mehr mitspielen.
Die große Trump(f)karte wird die Senkung der Steuern sein. Der Tax Cuts and Jobs Act (TCJA) während Trumps erster Amtszeit brachte bedeutende Änderungen im US-Steuersystem mit sich, darunter eine Senkung der Körperschaftssteuersätze und eine Senkung der individuellen Steuersätze.
Der TCJA aus dem Jahr 2017 enthielt mehrere wichtige Bestimmungen, die Ende 2025 auslaufen sollen. Die Trump-Regierung hat eine Reihe von Steuersenkungen vorgeschlagen, die darauf abzielen, den TCJA zu verlängern und zu erweitern.
Diese würden die Gewinne der Unternehmen und damit den Aktienmarkt nochmal deutlich nach oben pushen.
Ich denke Trump wird erst die Mehrheit aller Zölle durchdrücken und die Staatsausgaben weiter kürzen, um die Steuersenkungen zu finanzieren und das Staatsdefizit nicht weiter aufzublähen.
Langfristig (8-14 Monate)
Auswirkungen des Personalabbaus im Regierungsbereich auf den Arbeitsmarkt
Angst vor längerfristigen Auswirkungen der Zölle (Lieferketten, Engpässe, Preiserhöhungen)
Fed drückt den Abzug und schickt den Markt auf Talfahrt (keine Zinssenkung oder Zinserhöhung)
Abschließend kann ich nur noch hinzufügen: Keiner kann die Zukunft vorhersagen, aber das ist aktuell mein grober Plan für die kommenden Monate.
Wie mehrfach erwähnt ist dieser Markt extrem komplex und ich bin mir sicher, dass ich hier einiges stark vereinfacht habe bzw. auch Sachen noch nicht sehe.
Dennoch sehe ich sowohl eine gute Long als auch eine Short Situation, mit denen man – richtig positioniert und getimt – Aussorgen könnte.
„Ich glaube, dass ich diesen Instinkt habe. Deshalb stelle ich nicht viele Zahlenjongleure ein und vertraue auch nicht auf ausgefallene Marketingumfragen. Ich mache meine eigenen Umfragen und ziehe meine eigenen Schlüsse“ - Donald Trump, The Art of the Deal
Wenn ihr Feedback oder Vorschläge habt, was ich mir ansehen sollte, schickt mir eine Nachricht an info@theanalyst.de oder @theanalystde auf X.



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