Uran: Gelb ist das neue Grün
- The Analyst
- 25. Apr. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Apr. 2024
Aufgrund der zunehmenden Probleme mit der Energieversorgung in den letzten Jahren gewann die Kernenergie in zahlreichen Ländern immer mehr an Bedeutung. Doch was spricht für eine Renaissance in der Atomkraft?

Die Vorgeschichte
Im Jahr 2007, der letzten großen Hausse bei Uran, wurde die Cigar Lake Mine von Cameco überflutet. Da Cameco einer der weltweit größten Lieferanten ist, führte diese Angst vor einem Versorgungsdefizit zu einer Hausse, die den Uranpreis pro Pfund von etwa 36 US-Dollar auf 140 US-Dollar Anfang Juni 2007 explodieren ließ.

Wenn man bedenkt, dass der Förderpreis für ein durchschnittliches Bergbauunternehmen bei etwa 40-50 US-Dollar/Pfund liegt, wurden sie von Cashflows überschwemmt und wurden fast über Nacht zu extrem profitablen Unternehmen.
Der Uran Versorgungsengpass
Das derzeitige strukturelle Versorgungsdefizit beträgt etwa 20 Millionen Pfund und das 50 Millionen Pfund erreichen könnte. Die Hintergründe hierzu sind unterschiedlich und reichen teilweise bis zu 10 Jahre zurück.
Versorgungsunternehmen kauften zu wenig Uran
Versorgungsunternehmen haben seit 2014 zu wenig Uran gekauft - sie haben weniger Uran gekauft, als sie für die Erzeugung von Kernenergie benötigen. Das Defizit wurde durch den Abbau bestehender Bestände ausgeglichen.
Abbau der Vorräte als Folge
Die Uranvorräte in den USA sind in den letzten Monaten mehr als 30 Prozent abgebaut worden. Damit verfügen die US-Versorgungsunternehmen noch über Bestände für wenige Jahre. Angesichts der langen Vorlaufzeit, die für Uranlieferungen erforderlich ist, haben die Versorgungsunternehmen in der Vergangenheit ihre Bestände nicht unter die Deckungsgrenze von 2 bis 3 Jahren fallen lassen. Daher müssen die Versorgungsunternehmen möglicherweise in den Markt eintreten, um sich mehr Uran zu sichern, noch bevor die Kernkraftwerkskapazität erhöht wird.
Produktionsstopps
Als Reaktion auf die niedrigen Preise haben die großen Uranproduzenten in den letzten Jahren begonnen, ihre Kapazitäten zu reduzieren. Diese Kürzungen wurden durch die Coronavirus-Pandemie noch beschleunigt.
Niedrige Preise erschweren langfristige Verträge
In der Vergangenheit haben sich die Versorgungsunternehmen das Uran für ihren Betrieb durch langfristige Verträge (in der Regel 10 Jahre) mit Bergbauunternehmen gesichert. Seit dem Fukushima-Unfall im Jahr 2011 sind jedoch keine größeren Vertragsabschlüsse mehr erfolgt. Infolgedessen werden viele dieser Verträge im nächsten Jahr auslaufen, was zu einer großen, ungedeckten Nachfrage nach Uran führt.
Die Versorgungsunternehmen sind jedoch nicht bereit, langfristige Verträge zu den derzeit niedrigen Preisen abzuschließen. Schätzungen zufolge müssten sich die Uranpreise verdoppeln, nur um die Produktionskosten zu erreichen und Bergleute und Produzenten dazu zu bewegen, ihre Kapazitäten wieder zu öffnen und Verträge abzuschließen.
Ukraine Krieg
Russland hat einen massiven globalen Vorsprung bei der Kernenergie. Das Land und sein Verbündeter Kasachstan kontrollieren die gesamte Uranlieferkette - Produktion, Umwandlung und Anreicherung. Russland lieferte fast ein Viertel des angereicherten Urans, das in kommerziellen US-Reaktoren verwendet wird. Als Reaktion verabschiedete im Dezember 2023 das US-Repräsentantenhaus einen Gesetzentwurf zum Verbot von Uranimporten aus Russland und investierte in die Uranförderung im eigenen Land.
Das aktuelle Defizit
All diese Punkte hatten direkten Einfluss auf das Uranangebot und viele Länder merkten langsam, dass ein reiner Fokus auf Solar und Windkraft für ein Grundlaststrom im Energienetz einfach nicht realistisch ist und so hat sich das Meinungsbild zur Kernenergie komplett geändert. Sie ist dringend notwendig, um kohlenstofffreien, konstanten und preisgünstigen Strom zu liefern. Aus diesem Grund investieren zahlreiche Länder in den (Aus-)Bau von Atomkraftwerken.
Derzeit sind 440 Kernreaktoren in über 30 Ländern in Betrieb, die wichtigsten davon sind: USA (94), Frankreich (56), China (56), Russland (36), Japan (33). Zusammen verbrauchen diese Reaktoren rund 200 Millionen Pfund Uran pro Jahr. Darüber hinaus befinden sich über 60 Reaktoren im Bau und weitere 92 Reaktoren sind geplant.

Das derzeitige strukturelle Versorgungsdefizit beträgt etwa 20 Millionen Pfund und das 50 Millionen Pfund erreichen könnte.
Fazit
Wir befinden uns in einem Uran-Superzyklus, der überwiegend von Fundamentaldaten angetrieben wird. The Analyst ist der Meinung, dass Atomkraft sich als Grundlast für das Energienetz der Zukunft durchsetzen wird und vor allem vom erhöhten Energieverbrauch aufgrund der steigenden Anzahl an neuen Rechenzentren weiter profitieren.
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