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US Arbeitsmarkt im September stärker als erwartet

  • 20. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit

Highlights

  • Beschäftigungswachstum mit 119.000 neuen Stellen über Erwartungen von 50.000

  • Arbeitslosenquote steigt auf 4,4 Prozent – höher als erwartet

  • Entwicklung seit April nahezu stagnierend


New York Subway

Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg im September um 119.000 – ein deutlicher Anstieg gegenüber den enttäuschenden 22.000 im August und über den Erwartungen von 50.000. Doch die scheinbare Erholung täuscht: Seit April hat sich die Beschäftigung kaum verändert, und nachträgliche Revisionen der Vormonate verschärfen das ohnehin schwache Bild zusätzlich.


Erschwerend kommt hinzu, dass die Datenveröffentlichung selbst durch den Regierungsstillstand beeinträchtigt wurde. Die September-Zahlen erschienen mit mehr als sechswöchiger Verspätung, und für Oktober wird es überhaupt keine eigenständige Veröffentlichung geben – die Daten werden erst am 16. Dezember zusammen mit den November-Zahlen publiziert.


Revisionen verschlechtern das Gesamtbild

Die ohnehin schwache Beschäftigungsentwicklung der Vormonate wurde durch nachträgliche Korrekturen zusätzlich belastet. Die Juli-Zahlen wurden um 7.000 von 79.000 auf 72.000 nach unten korrigiert, während August von bereits schwachen 22.000 auf lediglich -4.000 revidiert wurde. Insgesamt fielen damit 33.000 Arbeitsplätze weniger an als ursprünglich gemeldet.


Nonfarm payroll employment MoM vs. YoY
Quelle: Bureau of Labor Statistics


Gesundheitswesen bleibt verlässlicher Stabilitätsanker


Das Gesundheitswesen lieferte erneut den größten Beitrag zum Beschäftigungswachstum. Mit 43.000 neuen Arbeitsplätzen bewegte sich der Sektor exakt im Rahmen seines Zwölfmonatsdurchschnitts von 42.000 Stellen. Die ambulante Gesundheitsversorgung legte um 23.000 Stellen zu, Krankenhäuser konnten 16.000 neue Arbeitsplätze schaffen.


Diese konstante Performance unterstreicht die strukturelle Stärke eines Sektors, der durch demografische Trends und anhaltend hohe Nachfrage getrieben wird.



Gastronomie und Sozialwesen setzen positive Entwicklung fort


Die Gastronomiebranche zeigte sich mit 37.000 neuen Arbeitsplätzen weiterhin robust. Auch das Sozialwesen verzeichnete mit 14.000 zusätzlichen Stellen einen anhaltend positiven Trend, getragen insbesondere durch den Bereich der individuellen und familiären Dienstleistungen (+20.000).


Payroll employment by sector YoY change
Quelle: Bureau of Labor Statistics

Transport und öffentlicher Dienst unter Druck


Während einige Sektoren Stärke zeigten, verschärfte sich die Lage in anderen Bereichen. Das Transport- und Lagerwesen verzeichnete einen Rückgang um 25.000 Stellen, wobei die Lagerhaltung 11.000 und Kurier- sowie Botendienste 7.000 Arbeitsplätze verloren.


Besonders besorgniserregend bleibt die Entwicklung im öffentlichen Dienst des Bundes. Mit einem weiteren Rückgang um 3.000 Stellen im September summiert sich der Stellenabbau seit dem Januar-Höchststand bereits auf dramatische 97.000 Arbeitsplätze. Beschäftigte im bezahlten Urlaub oder mit laufenden Abfindungszahlungen werden dabei weiterhin als beschäftigt gezählt – die tatsächliche Situation dürfte also noch angespannter sein.


US Arbeitslosenquote seit 2000
Quelle: FRED St. Louis FED

Lohndynamik bleibt moderat


Der durchschnittliche Stundenlohn aller Beschäftigten in der Privatwirtschaft stieg im September um 9 Cent oder 0,2 Prozent auf 36,67 Dollar. Im Jahresvergleich ergibt sich ein Wachstum von 3,8 Prozent – ein solider, aber nicht überhitzter Anstieg, der der Fed Spielraum für weitere geldpolitische Entscheidungen lässt.


Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit blieb unverändert bei 34,2 Stunden, während Überstunden im verarbeitenden Gewerbe konstant bei 2,9 Stunden verharrten.



Fazit


Die September-Daten zeichnen das Bild eines US-Arbeitsmarktes, der in einer Phase der Unsicherheit gefangen ist. Zwar wirken 119.000 neue Stellen auf den ersten Blick solide – insbesondere im Vergleich zum schwachen August. Doch die Gesamtperspektive seit April zeigt eine Verlangsamung, die durch negative Revisionen zusätzlich verschärft wird.


Donald Trump und Jerome Powell


Datenlücke verschärft Unsicherheit


Die durch den Government Shutdown verursachte Datenlücke erschwert die Einschätzung der aktuellen Lage zusätzlich. Die Tatsache, dass es für Oktober keine eigenständigen Arbeitsmarktdaten geben wird und der November-Bericht erst Mitte Dezember erscheint, bedeutet eine mehrmonatige Informationslücke in einer ohnehin kritischen Phase.


Für die Fed bedeutet dies eine zusätzliche Herausforderung: Ohne aktuelle Arbeitsmarktdaten wird die Notenbank ihre geldpolitischen Entscheidungen auf Basis veralteter oder unvollständiger Informationen treffen müssen. Die moderate Lohnentwicklung von 3,8 Prozent gibt zwar etwas Spielraum, doch die strukturelle Schwäche des Arbeitsmarktes in Kombination mit der Datenunsicherheit könnte die Fed zu einer vorsichtigeren Haltung bewegen.


Die kommenden Wochen werden zeigen, ob sich die Schwäche verfestigt oder ob die September-Zahlen tatsächlich den Beginn einer leichten Erholung markieren. Bis zur Veröffentlichung der November-Daten Mitte Dezember bleibt der Markt jedoch weitgehend im Unklaren über die tatsächliche Verfassung des US-Arbeitsmarktes.


Wenn ihr Feedback oder Vorschläge habt, was ich mir ansehen sollte, schickt mir eine Nachricht an info@theanalyst.de oder @theanalystde auf X.

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