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US Arbeitsmarkt im August deutlich schwächer als erwartet - Fed vor Zoll-Dilemma?

  • 5. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit

Highlights

  • Beschäftigungswachstum mit nur 22.000 neuen Stellen deutlich unter Erwartungen

  • Entwicklung seit April nahezu stagnierend

  • Lohndynamik bleibt robust


New York Subway

Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg im August um lediglich 22.000 und bestätigt damit die bereits seit April anhaltende Schwächephase des US-Arbeitsmarktes. Diese Entwicklung unterstreicht die nachlassende Dynamik einer Wirtschaft, die zunehmend unter dem Druck verschiedener struktureller Herausforderungen steht.


Nonfarm payroll employment MoM vs. YoY
Quelle: Bureau of Labor Statistics

Trotz der insgesamt schwachen Entwicklung erwies sich das Gesundheitswesen erneut als stabiler Wachstumsmotor. Mit 31.000 neuen Arbeitsplätzen blieb der Sektor zwar unter seinem Zwölfmonatsdurchschnitt von 42.000, sorgte aber dennoch für den größten positiven Beitrag zum Beschäftigungswachstum.


Die Zuwächse verteilten sich dabei gleichmäßig auf die ambulanten Gesundheitsdienste (+13.000), Pflege- und Wohneinrichtungen (+9.000) sowie Krankenhäuser (+9.000). Diese breite Basis unterstreicht die anhaltend starke strukturelle Nachfrage in diesem demografisch getriebenen Sektor.


Payroll employment by sector YoY change
Quelle: Bureau of Labor Statistics

Besonders alarmierend entwickelt sich die Beschäftigung im öffentlichen Dienst. Mit einem erneuten Rückgang um 15.000 Stellen im August summiert sich der Stellenabbau seit dem Januar-Höchststand bereits auf 97.000 Arbeitsplätze.


Das verarbeitende Gewerbe bestätigt seinen Abwärtstrend mit einem Rückgang um 12.000 Stellen im August. Besonders besorgniserregend: Im Jahresvergleich ist die Beschäftigung bereits um 78.000 gesunken. Der Transportmittelbau verlor allein 15.000 Arbeitsplätze, wobei Streiks teilweise zu dieser Entwicklung beitrugen.


Auch der Großhandel setzt seinen negativen Trend fort (-12.000) und verzeichnet seit Mai bereits einen Rückgang um 32.000 Stellen. Der Bergbau- und Energiesektor verlor weitere 6.000 Arbeitsplätze, nachdem die Beschäftigung dort bereits über zwölf Monate stagniert hatte.



US Arbeitslosenquote seit 2000
Quelle: FRED St. Louis FED

Trotz der schwachen Beschäftigungsentwicklung zeigt sich die Lohndynamik weiterhin stabil. Der durchschnittliche Stundenlohn stieg um 0,3 Prozent auf 36,53 Dollar und verzeichnet im Jahresvergleich ein solides Wachstum von 3,7 Prozent.



Fazit


Die August-Daten zeichnen das Bild eines Arbeitsmarktes, der deutlich an Schwung verloren hat. Mit nur 22.000 neuen Stellen erreicht das Beschäftigungswachstum einen kritischen Tiefpunkt, der Fragen zur weiteren Entwicklung der US-Wirtschaft aufwirft.


Besonders beunruhigend ist die Breite der Schwäche: Während frühere Phasen schwachen Wachstums oft auf einzelne Sektoren beschränkt blieben, zeigt sich nun eine flächendeckende Verlangsamung. Nur das demografisch getriebene Gesundheitswesen und die Sozialhilfe stemmen sich noch gegen den Trend.


Das geldpolitische Dilemma verschärft sich

Die schwachen Arbeitsmarktdaten spielen der Fed normalerweise in die Karten und würden unter normalen Umständen die Zinssenkungserwartungen weiter anheizen. Die Notenbank hat bereits mehrfach signalisiert, dass sie bei anhaltendem Arbeitsmarktdruck durchaus bereit wäre, die Geldpolitik zu lockern.


Doch die Gleichung wird durch einen entscheidenden Faktor verkompliziert: die Zollpolitik der neuen Administration.


Fed-Chef Powell hat bereits darauf hingewiesen, dass die Effekte neuer Handelsbarrieren auf die Verbraucherpreise sichtbar werden. Die in der kommenden Woche anstehenden CPI- und PPI-Daten könnten genau diesen Inflationsdruck bestätigen und damit die geldpolitischen Erwartungen fundamental durcheinanderbringen.


Sollten die Inflationsdaten deutlich über den Erwartungen liegen, stünde die Fed vor einem klassischen Dilemma: Soll sie die schwächelnde Konjunktur durch Zinssenkungen stützen oder der Preisstabilität Vorrang einräumen?


In einem solchen Szenario wäre eine Zinspause oder ein deutlich verlangsamter Lockerungszyklus die wahrscheinlichste Reaktion – mit entsprechend nervösen Marktreaktionen als Folge.


Wenn ihr Feedback oder Vorschläge habt, was ich mir ansehen sollte, schickt mir eine Nachricht an info@theanalyst.de oder @theanalystde auf X.

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