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US Arbeitsmarkt im November: Bescheidenes Wachstum bei steigender Arbeitslosigkeit

  • vor 4 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Highlights

  • Beschäftigungswachstum mit 64.000 neuen Stellen über Erwartungen von 50.000

  • Arbeitslosenquote steigt auf 4,6 Prozent – deutlich über Erwartungen von 4,4 Prozent

  • Seit April weiterhin nahezu stagnierende Entwicklung


Freiheitsstatue

Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg im November um 64.000 und lag damit leicht über den Erwartungen von 50.000. Doch die schwache Performance bestätigt das Bild eines US Arbeitsmarktes, der seit April nur noch geringe Nettoveränderungen aufweist. Der November-Wert von 64.000 folgt auf einen massiven Verlust von 105.000 Arbeitsplätzen im Oktober, der nahezu vollständig auf den dramatischen Stellenabbau im öffentlichen Dienst zurückzuführen war.


Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote auf 4,6 Prozent – deutlich über den erwarteten 4,4 Prozent und einem Anstieg von 0,2 Prozentpunkten gegenüber September. Dies markiert den höchsten Stand seit September 2021 und unterstreicht die zunehmende Verschlechterung am Arbeitsmarkt.


Zusätzliche Revisionen verschärfen das Bild

Die ohnehin schwache Beschäftigungsentwicklung der Vormonate wurde durch weitere nachträgliche Korrekturen belastet. Die August-Zahlen wurden um 22.000 von -4.000 auf -26.000 nach unten korrigiert, während September um 11.000 von 119.000 auf 108.000 revidiert wurde. Insgesamt fielen damit weitere 33.000 Arbeitsplätze weg, die zuvor gemeldet worden waren.


Nonfarm payroll employment MoM vs. YoY
Quelle: Bureau of Labor Statistics


Besorgniserregende Entwicklung bei Jugendlichen und Teilzeitbeschäftigung


Die Jugendarbeitslosigkeit stieg im November auf 16,3 Prozent und liegt damit deutlich über dem September-Niveau. Besonders alarmierend ist der sprunghafte Anstieg der unfreiwilligen Teilzeitbeschäftigung: 5,5 Millionen Menschen arbeiten nur deshalb in Teilzeit, weil ihre Arbeitszeit reduziert wurde oder sie keine Vollzeitstelle finden konnten – ein Anstieg um 909.000 gegenüber September.


Diese Entwicklung deutet auf erhebliche Spannungen am Arbeitsmarkt hin: Unternehmen reduzieren offenbar die Arbeitszeiten, bevor sie zu Entlassungen greifen.



Gesundheitswesen übertrifft Erwartungen


Das Gesundheitswesen lieferte im November mit 46.000 neuen Arbeitsplätzen erneut den stärksten Beitrag zum Beschäftigungswachstum und übertraf dabei seinen Zwölfmonatsdurchschnitt von 39.000 Stellen deutlich. Die ambulante Gesundheitsversorgung schuf 24.000 neue Arbeitsplätze, während sowohl Krankenhäuser als auch Pflege- und Betreuungseinrichtungen jeweils 11.000 Stellen hinzufügten.


Die konstant starke Performance unterstreicht die strukturelle Nachfrage in diesem demografisch getriebenen Sektor.


Payroll employment by sector YoY change
Quelle: Bureau of Labor Statistics

Baugewerbe und Sozialwesen zeigen Stärke


Das Baugewerbe überraschte mit einem Zuwachs von 28.000 Stellen, wobei spezialisierte Bauunternehmen im Nichtwohnungsbau mit 19.000 neuen Arbeitsplätzen den Hauptbeitrag leisteten. Auch das Sozialwesen setzte seinen positiven Trend fort (+18.000), getragen durch individuelle und familiäre Dienstleistungen (+13.000).



Öffentlicher Dienst: Dramatischer Stellenabbau setzt sich fort


Der öffentliche Dienst des Bundes verzeichnete einen weiteren Rückgang von 6.000 Stellen im November. Dies folgt auf einen dramatischen Verlust von 162.000 Arbeitsplätzen im Oktober, als Bundesangestellte, die ein Angebot zur aufgeschobenen Kündigung angenommen hatten, aus dem öffentlichen Dienst ausschieden.


Seit dem Januar-Höchststand summiert sich der Stellenabbau im öffentlichen Dienst des Bundes auf erschreckende 271.000 Arbeitsplätze. Diese massive Reduzierung stellt eine erhebliche Belastung für den Gesamtarbeitsmarkt dar.



Transport und Lagerwesen schwächeln weiter


Das Transport- und Lagerwesen verlor im November 18.000 Stellen, hauptsächlich bei Kurieren und Boten (-18.000). Seit dem Februar-Höchststand ist die Beschäftigung in diesem Sektor um insgesamt 78.000 gesunken – ein deutliches Signal für nachlassende Wirtschaftsaktivität.


US Arbeitslosenquote seit 2000
Quelle: FRED St. Louis FED

Lohndynamik schwächt sich weiter ab


Der durchschnittliche Stundenlohn stieg im November um lediglich 5 Cent oder 0,1 Prozent auf 36,86 Dollar. Im Jahresvergleich ergibt sich ein Wachstum von nur noch 3,5 Prozent – ein deutlicher Rückgang gegenüber den 3,8 Prozent im September. Diese nachlassende Lohndynamik signalisiert eine weitere Abkühlung des Arbeitsmarktes.



Fazit


Die November-Daten zeichnen das Bild eines US-Arbeitsmarktes unter zunehmendem Druck. Mit nur 64.000 neuen Stellen – nach einem Verlust von 105.000 im Oktober – bestätigt sich die seit April anhaltende Schwäche, während die auf 4,6 Prozent gestiegene Arbeitslosenquote die Verschlechterung der Lage unterstreicht.


Die Zahlen täuschen – die Qualität bricht ein

Der vermutlich besorgniserregendste Aspekt des November-Reports liegt nicht in den Schlagzeilen, sondern in den qualitativen Details: Der dramatische Kollaps der Vollzeitbeschäftigung um 983.000 Arbeitsplätze auf den niedrigsten Stand des Jahres 2025, während gleichzeitig die Teilzeitbeschäftigung um über 1 Million auf ein Rekordhoch schoss, offenbart die wahre Schwäche des Arbeitsmarktes.


Diese massive Verschiebung deutet darauf hin, dass Unternehmen bereits im großen Stil Arbeitszeiten kürzen – ein klassisches Vorzeichen für kommende Entlassungswellen. Die 5,5 Millionen Menschen in unfreiwilliger Teilzeitbeschäftigung, ein Anstieg um 909.000 gegenüber September, unterstreichen diese prekäre Situation.


Für die Federal Reserve liefern die November-Daten ein klares Signal: Der Arbeitsmarkt kühlt sich deutlich ab. Die Kombination aus schwachem Beschäftigungswachstum, steigender Arbeitslosigkeit und nachlassender Lohndynamik (nur noch 3,5 Prozent im Jahresvergleich) gibt der Notenbank erheblichen Spielraum für weitere Zinssenkungen.


Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich diese Schwäche fortsetzt oder ob die robuste Performance in Bereichen wie Gesundheitswesen und Baugewerbe ausreichen, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Die aktuellen Daten sprechen klar für einen Arbeitsmarkt, der sich in einer kritischen Übergangsphase befindet.


Wenn ihr Feedback oder Vorschläge habt, was ich mir ansehen sollte, schickt mir eine Nachricht an info@theanalyst.de oder @theanalystde auf X.

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